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Mit Krabats Geist die Lausitz beleben

Der Regionalverein will Netzwerker und Koordinator für verschiedene Akteure sein.

Steffen Mühl ist neuer Vorsitzender des Krabat e. V. Er will an Reiner Deutschmanns Arbeit anknüpfen. Ihm ist wichtig, die Region in Krabats Geist zusammenzuführen und zusammenzuhalten, Akteure stärker zu vernetzen, Initiativen zu wecken und zu koordinieren.

Am 19. März 2001 riefen ihn Akteure wie Thomas Zschornak, Gertrud Winzer und andere in Schwarzkollm ins Leben. Der Verein „Auf den Spuren des Krabat – Verein zur regionalen Entwicklung in der zweisprachigen Lausitz“ (kurz: Krabat e. V.) hat heute 50 Mitglieder. Er tagte jetzt zur Mitglieder-Versammlung in Groß Särchen. Der Vorstand wurde neu gewählt. Über Motivationen und Ziele im Schadowitz-Jahr 2024 und Vorhaben sprach TAGEBLATT mit dem neuen Vorsitzenden, dem 55-jährigen Groß Särchener Steffen Mühl.

Herr Mühl, warum wurde der Vorstand neu gewählt?

Das gibt uns die Satzung vor. Alle zwei Jahre soll der Vorstand gewählt werden. Reiner Deutschmann leitete den Verein 19 Jahre lang. Dafür gilt insbesondere ihm und Simone Zschiesche als langjährige Kassenwartin viel Dank. Sie stellten sich nicht mehr zur Wahl.

Was motiviert Sie als neuer Vorsitzender?

Ich will an Reiner Deutschmanns Arbeit anknüpfen. Mir ist wichtig, die Region in Krabats Geist zusammenzuführen und zusammenzuhalten, Akteure stärker zu vernetzen, Initiativen zu wecken und zu koordinieren. Der Krabat-Verein soll Heimstatt und Netzwerker für Initiativen in der Lausitz sein. Er soll die Marke „Krabat“ als Qualitätssiegel stärken. Ehrenamtlich engagiere ich mich selbst schon viele Jahre: seit 2009 als Ortschaftsrat in Groß Särchen und als Gemeinderat in Lohsa sowie seit 2017 im geschäftsführenden Vorstand des Krabat Dorfclub & Heimatverein in Groß Särchen. Das Ehrenamt ist mir auch im Krabatverein Herzenssache.

Vor 400 Jahren wurde der kroatische Obrist Johann von Schadowitz in Žumberak (Sichelberg) in Kroatien geboren. Vor 333 Jahren kam er auf seinen Alterswohnsitz ins Vorwerk Särchen. Vor 320 Jahren wurde er in Wittichenau beerdigt. Wie würdigt der Krabat-Verein ihn im Schadowitz-Jahr?

Da gibt es vielfältige Termine. Wittichenau plant Mitte Juni auf dem Marktplatz die Einweihung einer Sitzgruppe mit Info-Tafel und mit Schadowitz-Skulptur. Diese Sitzgruppe soll zum Innehalten und zum Verweilen einladen. Groß Särchen feiert Mitte Juni 650-jähriges Bestehen, da wird die Person Schadowitz im Vorwerk präsentiert. Wolfgang Kraus – seit 25 Jahren Krabat-Darsteller – will sich mit einbringen und gemeinsam mit Hans-Jürgen Schröter über Schadowitz erzählen. Die Krabat-Mühle plant vom 19. Juni bis 7. Juli die Krabat-Saga „Im Anfang ist das Licht“. Damit will der Erlebnishof in Schwarzkollm an bisherige Veranstaltungen im Geiste Johann von Schadowitz’ in der Lausitz anknüpfen. In Hoyerswerda am Marktplatz steht bereits eine Schadowitz-Bank. Weitere solcher Verweil-Orte sollen folgen, zum Beispiel in Schwarzkollm, Wittichenau und Groß Särchen. Andere Mitglieder des Krabat e. V. werden sich mit ihren Möglichkeiten einbringen.

Findet ebenfalls wieder eine Krabat-Woche statt?

Ja, so sieht es unsere Planung vor – und zwar vom 3. bis 13. Oktober. Die genauen Inhalte stehen noch nicht fest. Fakt ist: Wir wollen an die ersten zwei erfolgreichen Veranstaltungen 2022 und 2023 anknüpfen. Auftakt soll diesmal in Eutrich auf dem Reiterhof Helm sein. Weitere Orte wie zum Beispiel Hoyerswerda, Wittichenau, Crostwitz und Bautzen sollen mit eingebunden werden. Der Maler-Betrieb Christoph Scheede in Nebelschütz erneuerte den Wappenbaum des Krabat-Vereins. Darauf finden sich die Mitglieder – vor allem die Kommunen – wieder. Symbolisch ist eine Stelle noch frei. Sie steht für unseren Wunsch, Bautzen als neues Mitglied für den Verein zu gewinnen.

Wie geht es weiter mit dem Krabat-Radweg?

Der Krabat-Radwanderweg bleibt ein wichtiges Schlüssel-Projekt des Vereins. Die Route ist 92 Kilometer lang. Flyer gibt es außer in Deutsch bereits in Sorbisch, Polnisch und Tschechisch. Der Radweg soll an zwei Stellen erweitert werden. Damit soll er dann insgesamt rund 100 Kilometer lang sein. Von den insgesamt 20 Tafeln sind bereits zehn Tafeln im Bereich Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Wir wollen den Radweg noch stärker vermarkten und die Gastwirte, Pensionen, Kulturstätten, Kommunen einbinden, ebenso Kultur-Ziele wie die Schrotholzscheune Birgit Pattoka in Bergen in der Gemeinde Elsterheide und die Alte Herberge und Töpferei Dürrwickwitz Cornelia Bedrich in der Gemeinde Nebelschütz sind mit einem Abstecher erreichbar.

Vor Jahren brachte der Verein vielfältige Krabat-Produkte auf den Weg. Wie geht es damit weiter?

Wichtiger Partner für uns ist seit Jahren die Wittichenauer Brauerei. Sie vermarktet das „Krabat-Pils“, ebenso wird der Käse aus der Krabat Milchwelt vermarktet. Mit den „Lausitz schmeckt“-Produkten gibt es weitere Akteure. Wir wollen die weiteren Krabat-Produkte wieder beleben und erfahrbar machen – die Krabat-Literatur, das Krabat-Brot, die Krabat-Wurst, den Krabat Kräuterlikör, das Krabat-Computerspiel und natürlich die Krabat-Raben. Immer gewahrt bleiben soll dabei der Bezug zur sorbischen Region, denn Krabat ist ja vor allem eine Volkssage, die hier verwurzelt ist.

Wie haben Sie selbst für sich die Krabat-Sage entdeckt?

In der Schulzeit habe ich natürlich „Krabat“ von Otfried Preußler gelesen. Ebenso kannte ich den DDR-Spielfilm „Die schwarze Mühle“. Den Geist Krabats entdeckt habe ich jedoch erst durch meine Mitarbeit im Krabat Dorfclub & Heimatverein Groß Särchen. Schadowitz als tatsächliche, historisch verbürgte Figur lernte ich durch Fahrten nach Kroatien – zusammen mit Hans-Jürgen Schröter und Wolfgang Kraus – näher kennen. Das hat mich bezaubert, bewegt und tief berührt. Und ich sagte mir: Für Schadowitz’ gemeinschaftlichen Geist von damals ist es wert, sich heute zu engagieren – angesteckt von Reiner Deutschmann.

Wie leben Sie selbst Krabats Geist im Alltag?

Krabats Geist lebe ich vor allem durch mein Engagement in Groß Särchen und in der Region. Im Krabat Dorfclub & Heimatverein bin ich noch immer Kassenwart. Wir pflegen Traditionen wie Hexenbrennen, Maibaumstellen, Hoffest, Weihnachtsmarkt und viele kleinere Veranstaltungen in Krabat’s Neuem Vorwerk.

Der Krabat-Verein sucht dringend einen neuen Projekt-Koordinator. Welche Aufgaben soll er erfüllen?

Uns geht es um die Vernetzung der Akteure aus Kultur, Tourismus und Wirtschaft. Um die Führung und Organisation des Krabat-Regionalbüros. Ebenso um die Zusammenarbeit mit den Leader-Förderregionen und mit den Städten und Gemeinden. Wir suchen eine Fachkraft mit berufspraktischer Erfahrung in der Tourismus-Branche, im Kultur-Bereich und im Marketing. Wichtig ist ein erfolgreich abgeschlossenes Studium im Tourismus-Management, im Bereich Kultur und Management, Allgemeine Verwaltung oder in vergleichbaren Bereichen. Gut wäre, wenn die Fachkraft Obersorbisch beherrscht.

Pflegt der Krabat-Verein weiter Kontakte nach Kroatien?

In jedem Fall. Die Kontakte mit Schadowitz’ kroatischer Urheimat Žumberak wollen wir weiter pflegen und ausbauen. Und das möglichst auf allen Ebenen: kulturell, touristisch und hoffentlich auch bald wirtschaftlich.

Quelle: SZ Hoyerswerda, 07.04.2024, von Andreas Kirschke

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