Seite an Seite mit Schadowitz

22. März 2023

Bei der Enthüllung der Krabat-/Schadowitz-Bank am Dienstag waren Genealoge Hans-Jürgen Schröter (sitzend), Krabat-Darsteller Wolfgang Kraus, Belinda Grellmann und Madeleine Matschke vom Marketingverein sowie Bildhauer Jörg Tausch mit dabei. Die vielen Details der Bank wollen förmlich
entdeckt werden. Foto: Gernot Menzel

Hoyerswerda hat eine kleine Attraktion mehr.

Und die ist gleichzeitig Startpunkt für eine Stadtrallye.

Binnen fünf Tagen gab es am Hoyerswerdaer Markt am Dienstag die zweite Neueinweihung. Auf der Südseite, direkt vor der Zeeman-Filiale, steht nun die Krabat-Bank. Die heißt zwar auf dem Papier offiziell Krabat-Schadowitz-SkulpTOUR-Bank, was aber angesichts des Wortungetüms kaum jemand so sagen wird. Fakt ist: Es ist eine Bank samt Skulptur, wie es sie von der Idee her auch anderswo gibt. Aber noch nicht mit Krabat und schon gar nicht in Hoyerswerda. Man kann sich hier hinsetzen und Zwiesprache halten oder sich einfach nur fotografieren lassen oder auf Spurensuche durch die Altstadt starten.

Die Skulptur stellt Johann von Schadowitz dar, der 1624 als Janko Šajatović in Kroatien geboren wurde, 1704 in Groß Särchen verstarb und in der Kirche zu Wittichenau seine letzte Ruhestätte fand. Der Reitergardist diente den sächsischen Kurfürsten und wurde mit dem Vorwerk Särchen als Altersruhesitz belohnt. Hier wurde er zur Legende. Und die ist, wen wundert es, noch zauberhafter als der ohnehin schon interessante Lebenslauf des Schadowitz. Die Figur des Krabat ist in der Region bis heute in aller Munde und weit darüber hinaus bekannt, der historische Krabat musste aber in den letzten 30 Jahren erst einmal wieder herausgearbeitet werden. Das ist mittlerweile gut gelungen. Der Erfolg hat viele Väter und Mütter, aber bei der Erforschung der historischen Belege und Tatsachen spielt der Genealoge Hans-Jürgen Schröter eine maßgebliche Rolle. Er fand in dem gebürtigen Hoyerswerdaer Künstler Jörg Tausch einen Partner zur Illustration seiner Bücher. Und der Marketingverein Familienregion Hoy e.V. arbeitete ziemlich schnell nach seiner Gründung Krabat als Identifikationsfigur für die Familienregion Hoyerswerda heraus. Was wiederum nicht jeden überzeugte, denn was hat er Krabat schon mit Hoyerswerda zu tun. Aber das Team um Marketingleiterin Madeleine Matschke kniete sich zusammen mit vielen Partnern in die Arbeit. Jetzt wurde geliefert. Die erste von insgesamt vier geplanten SkulpTOUR-Bänken ist fertig. Aus Faserbeton und Bronze ist der Krabat da in vergleichsweise jungen Jahren dargestellt. Drei weitere Plastiken sollen entstehen. Eine soll in Schwarzkollm auf dem Dorfplatz aufgestellt werden. Dort wird nur der Kopf aus Bronze sein. In Hoyerswerda ist es der halbe Oberkörper. In Wittichenau wird ein Schadowitz mit aus Bronze geschaffenen Oberkörper stehen und in Groß Särchen einer, der vollständig aus der robusten Kupferlegierung besteht.
Damit soll die Entwicklung des Schadowitz im Speziellen und die eines Menschen im AllgemeineBei der Enthüllung der Krabat-/Schadowitz-Bank am Dienstag waren Genealoge Hans-Jürgen Schröter (sitzend), Krabat-Darsteller Wolfgang Kraus, Belinda Grellmann und Madeleine Matschke vom Marketingverein sowie Bildhauer Jörg Tausch mit dabei.

Die vielen Details der Bank wollen förmlich entdeckt werden. Foto: Gernot Menzeldargestellt werden. Und wenn die Finanzierung klar geht, so skizzierte am Dienstag Hans-Jürgen Schröter, könnten alle Bänke Ende 2024 fertig sein. Sie und die Skulpturen werden auch nicht alle gleich aussehen.

In Hoyerswerda ist die Finanzierung gelungen. Es war aber auch nicht mit der Bank getan. Denn parallel dazu wurde eine Stadt-Rallye entwickelt. Die umfasst zehn Stationen, von denen bereits acht ausgeschildert sind. Man kann sie sich mit einem Flyer erschließen oder mit einem Smartphone, in dem man den QR-Code auf den Tafeln scannt. So erfährt man auf Deutsch und Sorbisch jede Menge Wissenswertes über Schadowitz und die Stadt Hoyerswerda. Digital stehen aber weitaus mehr Informationen zur Verfügung.

Als Herr des Vorwerks von Särchen, der Schadowitz von 1691 bis zu seinem Tod 1704 war, muss er nachweislich wie mutmaßlich in der Stadt zu tun gehabt haben. Manche der historischen Orte gibt es heute noch, auch wenn sie seit Schadowitz Zeiten ihr Aussehen verändert haben, andere sind verschwunden.Von der Bank geht es zum Rathaus, wo das Portal und die doppelläufige Freitreppe zumindest in ihren Ursprüngen bereits zu Lebzeiten von Schadowitz existierten. Das erste Haus am Platze war beim großen Stadtbrand vom 23. September 1679 einmal mehr abgebrannt und wurde ab dem Folgejahr wieder aufgebaut. Schadowitz verpflichtete binnen zehn Jahren allein fünf Mal Hoyerswerdaer Bürger für Wachdienste auf dem Schloss. Die Apotheke, das ehemalige Burglehnhaus, das Amthaus, die Stadtkirche, das einstige Wittichenauer Tor und natürlich das Schloss sind mit Schadowitz in Verbindung zu bringen. Man kann die Tour einfach so absolvieren, oder aber auch nebenbei ein Rätsel lösen und mit dem fertigen Lösungswort in der Bar „Zur Post“ (während der Öffnungszeiten) sich gegen einen kleinen Obolus seinen hölzernen Schadowitz-Taler abholen. Und wie es heißt, soll die Bank auf dem Hoyerswerdaer Markt künftig auch noch mit Technik nachgerüstet werden. Man darf gespannt sein.

Von Uwe Schulz

Quelle: Sächsische Zeitung, Lokalausgabe Hoyerswerdaer Tageblatt | Erscheinungsdatum: 22.03.2023 | Seite: 13

Eine der Stationen der Hoyerswerdaer SkulpTOUR befindet sich am Schloss. Solche Tafeln samt QR-Code gibt es an allen zehn Stationen.
Foto: Uwe Schulz

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